herr nicklitsch

[photopress:herr_nicklitsch_2.jpg,full,pp_empty] foto: servus franz

herr nicklitsch war eigentlich ein ganz normaler bürger, so normal man sein kann, wenn man eben nicklitsch heißt, denn in diesem namen steckt ja immerhin das wort „nickelig“, was so viel bedeutet wie „bösartig, hinterlistig“, wenn auch auf eine liebevolle art.

ein bisschen war dieser herr nicklitsch auch danach. genau genommen war er die personifizierte nickeligkeit. allerdings hätte er das nicht so gesehen, sondern sich bestenfalls als kritisch bezeichnet. mit recht kritisch, nicht etwa aus purer lust am kritisieren. aber jeder, der ihn kannte, hätte ihn als den typ mensch beschrieben, der nur deshalb stets ein haar in seiner suppe findet, weil er sein haupt schüttelt, solange er sie isst.

nun, herr nicklitsch lebte in einer kleinen stadt, und schon das gab ihm anlass genug, nach herzenslust zu nörgeln. über das wetter beklagte er sich sowieso, doch gab er den stadtvätern die schuld daran, dass das straßenpflaster bei regen zu rutschig war, bei sonnenschein zu stark blendete. überhaupt empfand er die mischung aus altem kopfsteinpflaster und modernem gestein als geldverschwendung. man hätte ja auch ganz praktisch asphaltieren können.

doch nicht nur auf der öffentlichen bühne spielte herr nicklitsch seine tragende rolle. auch im kreise von kollegen und nachbarn verbreitete er seine tiraden gegen alles und jedes. die frischen orangen schmeckten nach kartonage, die kinder bräuchten mal gehörig ein paar hinter die löffel, frauen würden sowieso besser zu hause bleiben und überhaupt hätte es das früher alles nicht gegeben.

sein lieblingsthema war jedoch die tageszeitung. nicht nur, dass er sich über alles und jedes aufregte, was darin stand. nein, auch die zeitung selbst hielt er für ein verwerfliches werk. schon wegen der vielen fehler darin gehörte sie für ihn zu den jugendgefährdenden schriften.

kurz, herr nicklitsch war ein rechter kotzbrocken. … und wenn er ausnahmsweise mal gut gelaunt war, zumindest für seine verhältnisse, dann ärgerte er sich darüber, dass ihm zwar alle aus dem weg gehen konnten, er sich selbst jedoch nicht …

17 Antworten zu “herr nicklitsch

  1. der komt mir sehr bekannt vor, dieser herr! das muss ein geistiger zwilingsbruder von mir sein, imho
    :))
    er hat aber auch allen grund zum schimpfen: die welt wird von tag zu tag uneträglicher und der alltag immer subhumaner (leonardo sciascia). vielleicht is er einer jener 36 unbekannten gerechten, um derentwillen gott jeden morgen für einen tag lang den weltuntergang aufschiebt (und dann wieder einen tag und wieder einen tag: diese alten rabbiner waren sehr weise existentialisten)

  2. @ fritz:
    ich hab mir verkniffen, dir die geschichte zu widmen, aber sei versichert, dass ich beim schreiben ganz plötzlich grinsen musste! :-)))
    das mit den 36 gerechten wusste ich auch noch nicht. ich bin immer wieder von deinem schier unerschöpflichen vorrat an erhellenden geschichten beeindruckt.

  3. ein grantscherm wie er im buche steht. am besten man weicht ihnen aus.
    gibt sonst eh nur zoff und streiterein.

  4. jawoll! mir sind solche leute auch immer gänzlich unverständlich, um net zu sagen, unheimlich. wo es doch in der besten aller welten, die wir in dieser wunderbaren zeit zu bevölkern das glück haben, absolut nichts – ich wiedrhole & betone: ABSOLUT NICHTS! – zu bemängeln haben. und wer glaubt, er kann uns den spass verderben, dem werden wir’s schon noch zeigen! am besten, er bringt sich gleich um, damit wir endlich in frieden glücklich und fröhlich sein können!
    sag ich!

  5. ach, fritz, du trägst doch in erheblichem maße zu meiner erbauung bei! könntest du uns nicht die freude machen, und all die schlechtigkeit in einer „absage an die welt“ zusammenfassen? :-)))

  6. dazu bin ich net pessimistisch genug, fürchte ich.

  7. na ja, so eine kleine mängelliste wirst du schon zusammenbringen. … du könntest ja mal dein persönliches ABC der schlimmsten übel auflisten.
    den buchstaben „F“ kannst du weglassen, das wissen wir ja schon! :-)))

  8. > den buchstaben “F” kannst du weglassen, das wissen wir ja schon! :-)))

    F ritz
    F c
    F uck
    F rauen
    F ranz
    ???

    ;-)))

  9. @ elfi:
    ich meinte „frauen“. was fritz darüber denkt, hat er uns ja gestern schon erläutert. die heimsuchungen sind wohl ein dreck dagegen! :-)))

    … und wo du gerade von franz sprichst: er hat sich heute gemeldet, und es ist wohl zu erwarten, dass er mit neuen bildern zurückkehrt!

    gute nacht miteinander! :-))

  10. @fritz
    irgendwann leg i da ane auf!

  11. … das möchte man jetzt verstehen. ist das gut oder schlecht für ihn??

  12. ich hab ja gar nix gesagt und werd schon zum opfer jugendlichen übermuts von seiten der astrid!

  13. hallo erstmal,

    ich bin zwar kein wiener, sonder stamme aus irgendwo vom *rest der welt“ – aber den herrn nicklitsch kenne ich gut… den gibts überall…

    was mich an herr nicklitsch interessiert : wie war er vor 20 oder 25 jahren ? war er eventuell sogar zuversichtlich, großzügig, liebevoll, neugierig, nett, geduldig, unbeschwert, locker ?

    hatte er vielleicht sogar auch mal irgendwelche träume und sehnsüchte ?

    wenn ja, warum hat er sich so verändert ? was ist nur passiert ?

  14. willkommen an unserer wasserstelle, daniel! :-))
    ja, der herr nicklitsch, das ist ein charakter, der nicht ortsgebunden ist. … wie wird man so? das ist eine gute frage. geschieht es schleichend? merkt man es überhaupt? kann man was dran ändern? … und sind solche menschen vielleicht gar nicht so unglücklich dabei, wie man meinen müsste?
    ich weiß es nicht!
    danke für deine gedanken dazu!
    :-))

  15. mona lisa, danke für deinen netten willkommensgruß,

    tja „man“ kann den herrn nicklitsch bestimmt nicht ändern…

    man könnte vielleicht versuchen – auch wenn er sie noch so gut versteckt – einige nette seiten an ihm zu entdecken…

    na klar, geschieht diese veränderung schleichend… und na klar, muß herr nicklitsch durchaus nicht unglücklich sein… aber es gibt eben auch diesen unterschied zwischen „nicht unglücklich sein“ und „glücklich sein“… kann herr nicklitsch sein leben unbeschwert und leicht und froh geniessen ?

    schade um ihn – denn auch er lebt nur einmal…

  16. in der tat, wir haben alle nur dieses eine leben. … und wir haben eine gewisse vorstellung davon, was glück bedeutet. das problem ist nur, dass jeder eine andere auslegung von glück hat.
    es ist gar nicht so einfach, anderen nicht die eigene glücksvorstellung aufzwingen zu wollen, sondern sie so zu nehmen, wie sie sind. ich kann mir zuweilen auch nicht vorstellen, dass manche menschen mit ihrer art zu leben zufrieden sein können. man könnte es doch so viel angenehmer haben. … aber was für mich (und die meisten anderen) gut und richtig ist, muss trotzdem für andere nicht der weg sein.
    hm, trotzdem würde ich solche leute manchmal gern rütteln! :-))))

  17. das nenne ich die richtige einstellung : leben und leben lassen… (zumal ich an mir auch schon ab und zu „nicklitsche symptome“ entdekcke)

    macht ja auch mal spaß 🙂 nur gut wenn einem dann früh genug jemand (wach)rüttelt 😉

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